Herbstzeit ist Erntezeit. Kürbisse, Äpfel, Birnen, Pflaumen und vieles mehr werden im Herbst gepflückt und geerntet. Diese Zeit ist dann in der Regel auch Hochsaison für die Familie Weber aus Nümbrecht. Familie Weber betreibt eine Fruchtsaftkelterei in dem kleinen Örtchen Lindscheid bei Nümbrecht. Die Kelterei liegt mitten im Naturpark Bergisches Land. Sie ist die Anlaufstelle bzw. Annahmestelle für viele “Apfelernter”. Hier können sowohl Obstbauern als auch Apfelbaumbesitzer ihre Äpfel herbringen und zu Saft pressen lassen. Dabei ist es egal, ob Sie einen Hänger Äpfel bringen oder nur einen Wäschekorb voll. Hauptsache es verkommt nichts. Ganz getreu nach dem alten Märchen “Frau Holle”, in dem das Apfelbäumchen geschüttelt und gerüttelt werden wollte, damit die Äpfel nicht am Baum verderben. Goldmarie wurde für ihre Hilfe und Arbeit belohnt. Im Märchen allerdings mit Gold. Sie werden dafür mit lecker schmeckendem Apfelsaft für Ihre Mühe belohnt. Ist doch fast das gleiche, oder? Zumindest die Farbe des Apfelsaftes ähnelt Gold ein wenig.
Doch dieses Jahr fällt die Ernte leider etwas spärlich aus, erzählt uns Klaus Weber, Inhaber der Fruchtsaftkelterei. Es kommen nicht so viele Menschen mit ihren Äpfeln. Schuld daran ist der kalte, nasse Sommer. Die Bienen sind nicht so stark ausgeflogen. Mitunter könnte das Bienensterben ebenfalls schuld an der raren Obsternte sein. “2015 war das letzte richtig gute Jahr”, erfahren wir von Klaus Weber. “Da standen die Leute bis zur Hauptstraße”. 2017 fiel die Apfelernte wegen des Apfelwicklers schlecht aus. Die Apfelwickler Raupe, ein Nachtfalter, frisst sich in das Apfelinnere und frisst ihn quasi von innen heraus auf. Die letzten drei Jahre war es entweder zu heiß oder Frühjahrsfröste haben die Blüte zerstört. Bei unserem Besuch in der Fruchtsaftkelterei hatten wir wirklich großes Glück. Gerade als wir mit Herrn Weber unseren Rundgang starten wollten, kam ein Kunde mit einem Hänger voll Äpfel. Wir durften also live miterleben, was alles passiert – vom Abladen bis zum Abfüllen.
Vom Abladen bis zum Abfüllen
Zunächst einmal müssen die Äpfel in einen großen, im Boden eingelassenen Container abgeladen werden. Für die Familie Weber ist es wichtig, dass nur ungespritzte Äpfel, quasi “Bio” Äpfel verarbeitet werden. Im Boden des Containers ist eine Waage eingelassen, wo genau abgewogen wird wie viele kg/Tonnen Äpfel abgeladen wurden. Schließlich müssen die Äpfel ja noch abgerechnet werden. Dazu kommen wir aber später. Nach dem Wiegen werden die Äpfel auf ein Transportband in große Außen-Holz-Behälter transportiert. Von dort aus geht es erst einmal in die “Waschstraße”. Bereits faule Äpfel werden bei Sicht schon vorher aussortiert. Faule Äpfel lassen sich manchmal nicht vermeiden, obwohl natürlich kein fauliges Obst abgegeben werden sollte. Weiter gehts in die Presse. Das geschieht alles vollautomatisch. Der Trester, der beim Pressen entsteht, wird über ein Förderband nach draußen auf einen Hänger transportiert. Er wird als allerdings nicht entsorgt, sondern als Viehfutter weiter verarbeitet bzw. weitergegeben. Apfeltrester ist ein beliebtes Vieh Futtermittel bei den Landwirten. Ein guter Dünger wäre der Trester allerdings auch. Der gepresste Saft wird nun in riesige Edelstahl Behälter gepumpt. Diese haben ein Volumen von jeweils 24 bis 31 Tausend Liter. In den Behältern können insgesamt über 900.000 Liter Saft bis zu 2 Jahre gelagert werden. Ernteschwankungen können so aufgefangen werden. In schlechten Jahren werden allerdings auch Äpfel aus dem Nahbereich zugekauft. Das Obst für die Apfelsaftmischungen wird ebenfalls in Bioqualität zugekauft. Hin und wieder gibt es auch “Birnentage”. Da können die Leute an bestimmten Tagen ihre Birnen bringen. Nun wird der Saft zum ersten Mal auf 90° erhitzt, um vorhandene Bakterien abzutöten. Vor dem Abfüllen in Flaschen wird der Saft ein zweites Mal erhitzt. Die Wärme, die bei dem Erhitzen entsteht, wird zu 98% zurückgewonnen. Heiß in Flaschen abgefüllt werden sie konserviert und kommen dann erst in den Handel. Natürlich werden die Flaschen vor dem Abfüllen ebenfalls keimfrei gesäubert, anschließend etikettiert, in Getränke-Kisten gepackt und auf Paletten zum Abtransport gestapelt. Auch für das Leergut gibt es ein maschinelles Verfahren, um die Kisten zu säubern und die Flaschen vor dem Säubern von den Deckeln zu befreien. Zur Zeit wird einmal in der Woche Saft abgefüllt. In der Herbstzeit und bei guter Ernte wird auch bis zu vier mal in der Woche Saft abgefüllt.
Apfelsaft klar oder naturtrüb?
Dass im Weber Apfelsaft nicht nur eine Sorte Äpfel drin ist, dürfte jedem klar sein. Denn Apfel ist nicht gleich Apfel. Der Apfelsaft ist ein Gemisch aus vielen Apfelsorten, wobei der Geschmack bei jeder Abfüllung etwas variieren kann. Wir durften den frischen, noch nicht abgefüllten, naturtrüben Apfelsaft probieren. Was soll ich sagen, einfach lecker. Nicht zu süß und nicht zu sauer. Für Herrn Weber hätte der Saft etwas süßer sein dürfen, für mich einfach perfekt. Die Geschmäcker sind halt unterschiedlich. Für einen klaren Apfelsaft muss dem Saft vor dem Abfüllen noch ein Klärmittel beigefügt werden. In früheren Zeiten griff man hier auf Gelatine zurück. Mittlerweile geschieht dies auf Basis von Erbsenproteinen. Auch wenn es sich bei Weber Saft hauptsächlich um Apfelsaft dreht, gibt es natürlich auch andere Fruchtsaftgemische wie zum Beispiel Apfel-Mango, Apfel-Birne, Apfel-Kirsch, Apfel-Holunder, Zider, Apfelsecco usw. Dabei wird auch bei den anderen Obstsorten auf Bioqualität geachtet.
Was wäre eine Fruchtsaftkelterei ohne eigene Äpfel? Bei unserem Besuch erzählt uns Klaus Weber, dass die Ernte seiner Streuobstbäume kurz bevor steht. Eigens dafür wurde ein “Apfelschüttler” angeschafft, die die Familie aber auch gerne an SOLAWI Erzeuger Martin Thönes aus Nümbrecht, verleiht. Sofern die Ernte sich nicht überschneidet.
Ein Hoch auf dem Obstbaum im eigenen Garten
Genau wie die SOLAWI möchte Familie Weber den Leuten das heimische Obst und Gemüse wieder näher bringen, nachdem unser heimisches Obst durch schöner aussehendes Plantagenobst für unseren Obstkorb in vielen Läden ersetzt wurde. Bereits 1934 hat Urgroßvater Weber den ersten Apfelsaft gepresst. In der Kriegszeit wurde Apfelsaft mit Unterbrechungen gepresst. Bevor sich Familie Weber ganz und gar ihrer Liebe zum Fruchtsaft widmete, hatten sie bis in die 90er Jahre noch Landwirtschaft. Mehr und mehr Streuobstwiesen ersetzten die Landwirtschaft. Die erste Halle entstand in den 90er Jahren, als man die Landwirtschaft gänzlich aufgab und sich nur noch auf die Fruchtsaftkelterei konzentrierte und spezialisierte.
Die Weber Furchtsaft Kelterei hat sich einen Namen gemacht, den fast jeder kennt. Ihren Saft finden Sie in unseren hiesigen, regionalen Lebensmittel- und Getränkeläden. Familie Weber möchte aber noch mehr. Nicht nur, dass sie nach dem Prinzip Ökologie, Nachhaltigkeit und Regionalität handelt, sie möchte die Obstkultur in der Region wieder zum Leben erwecken und hat eine Aktion ins Leben gerufen. Ähnlich wie die “Helfenden Hände” vermittelt die Fruchtsaftkelterei Weber “Helfende Hände” (private Obstpflücker) an diejenigen, die es entweder nicht mehr selber können oder zu viele Obstbäume haben, um diese alleine abzuernten und zu verarbeiten. Es können sich dabei sowohl private Obstpflücker als auch private Obstbaumbesitzer melden. So zieht jeder seinen Nutzen daraus. Das Obst muss nicht verkommen und die fleißigen Obstpflücker können das geerntete Obst entweder gegen Saft tauschen (pro 100 kg Obst bis zu ca. 18 Flaschen Saft) oder sie erhalten Lohnmost. Leider gibt es zur Zeit noch zu wenige Leute, die ihre Obstbäume zur Verfügung stellen. Auch wenn schon viele Obstbaumbesitzer aus der Region und auch aus den Nachbarregionen ihr Obst hierher zur Fruchtsaftkelterei Weber bringen und somit schon eine beachtliche Sortenvielfalt (rund 100 verschiedene Apfelsorten) zusammen kommt, könnten es ruhig noch mehr sein. Durch die Sortenvielfalt kommt der Geschmack zustande.
Mit einem Obstbaumverkauf, der am 30. Oktober 2021 bei der Fruchtsaftkelterei Weber stattgefunden hat, konnte man sich nach vorheriger Fachberatung seinen eigenen Obstbaum kaufen. Aber nicht irgendeinen, zur Auswahl standen altbewährte Apfelsorten wie z.B. Glockenapfel, Sternrenette oder Doppelter Luxemburger.
Es muss ja nicht immer Apfel sein
Beim Obstbaumverkauf konnten nicht nur Apfelbäume gekauft werden, denn nicht jeder möchte einen Apfelbaum haben. Alternativen wie Kirsche, Birne, Pflaume, Quitten etc… wurden selbstverständlich auch angeboten. Nuss- und Beerensträucher ebenfalls. Die Aktion blieb hoffentlich nicht erfolglos, denn es gibt doch eigentlich nichts schöneres als im Frühjahr auf einen blühenden Kirsch-, Apfel- oder Birnenbaum zu schauen. Zu sehen und zu hören, wie die Bienen im Baum summen und im Herbst die Früchte zu ernten. Was spricht dagegen, daraus ein Fest zu machen. Eine Tradition aufleben zu lassen. Ein Erntefest. Fragen Sie doch mal in Ihrer Nachbarschaft nach, ob es dort auch Obstbäume gibt, die es zu ernten gilt. Gemeinsam schafft man mehr und es bringt auch mehr Freude. Da lohnt es sich gleich noch mehr einen Ausflug in die Weber Fruchtsaft-Kelterei zu machen. Wie Sie einen Obstbaum richtig ernten, finden Sie auf der Homepage von der Fruchtsaftkelterei Weber heraus.
Kontaktdaten:
Weber Fruchtsaftkelterei
Lindscheid 1
51588 Nümbrecht
02293 / 7208
www.weber-saft.de
schmeckt@weber-saft.de