Wenn die Kinder auf dem Land aufwachsen, denken viele, die haben schon alles gesehen und wissen, wie das Landleben ist. Doch nicht jedes Kind vom Land wächst auf einem Bauernhof auf. Sie wissen zwar, dass Kühe nicht lila sind und dass aus einer braunen Kuh keine Schokomilch kommt, aber da gibt es bestimmt einiges, was auch ein Kind vom Land noch nicht weiß. Und es ist auch einfach schön auf einem Bauernhof. Und eine schöne Zeit hat man sowieso. Und in Kuhlerbü vergeht die Zeit im Nu. Es gibt einfach zu viel zu entdecken. Auch wir aus der Redaktion können hier noch einiges lernen.
Als wir aus der Redaktion auf der Suche nach interessanten Freizeittipps auf Kuhlerbü gestoßen sind, wussten wir ehrlich gesagt nicht so wirklich, was uns erwartet. Erwartet hat uns allerdings schon Jessica Stracke bei unserem gemeinsamen Termin. Sie verrät uns, dass sie sich ehrlich gesagt gewundert hätte, dass wir sie ausgerechnet besuchen wollen. Sie sei doch schließlich nur “so klein”. Das hat ja nichts zu bedeuten. Auf die Qualität kommt es an. Und von der Qualität der “Kinderbetreuung” konnten wir uns überzeugen.
Unsere Reise führt uns ins sauerländische Drolshagen, genauer gesagt nach Iseringhausen. Hier ist es schon sehr ländlich. Außer Wiesen, Feldern und Wald sehen wir nicht viel. Aber so muss das halt auf dem Land.
Kuhlerbü macht Kinder froh
Der Hof liegt schon ein wenig abgelegen. Die Kinder sind bei unserer Ankunft noch nicht da. So kann uns “Jessi” schon mal einiges über Kuhlerbü erklären. Heute zum Beispiel kommt eine Gruppe Kinder aus dem Jahreskurs, die zwischen 7 und 10 Jahren alt sind. Einmal im Monat treffen sie sich für jeweils 2 ½ Stunden Bauernhofvergnügen. Aber nicht ohne dass Jessi etwas vorbereitet hat. Jeden Monat gibt es etwas Neues, Spannendes für die Kinder, was sich die Bauernhof-Erlebnispädagogin Jahreszeitentypisch für ihre Schützlinge ausgedacht hat. Treffpunkt ist der rote Bauwagen. Einige Kinder werden gebracht, andere kommen mit dem Fahrrad. Bis zu 10 Kinder sind in einer Gruppe. Die Gruppe, welche wir heute kennenlernen durften, besteht aus zwei Mädchen und sieben Jungs.
Jessi hat jeden Monat außer Januar und Februar zwei feste Gruppen von Kindern auf dem Hof, um ihnen die Natur und die Bauernhoftiere nahe zu bringen. Und das ist teilweise gar nicht so einfach. Einen Sack Flöhe hüten scheint mir einfacher zu sein. Aber Jessi nimmt es gelassen, wenn die “harten Burschen” mal ein wenig aus der Reihe tanzen, um Unfug zu treiben. Schnell kann sie sie aber wieder für ihr Projekt begeistern. Bei unserem Besuch hat Jessi sich vorgenommen, den kleinen Wirbelwinden das Thema Eier nahezubringen. Dafür hat sie schon einiges vorbereitet. Eigentlich wollte sie mit den Kindern ein Mückenabwehrspray aus Spitzwegerich herstellen. Aufgrund der Trockenheit und der ziemlich ausgetrockneten Wiesen, Felder und Bäche hat sie sich aber umentschieden. Jessi nimmt es eher gelassen: “Oft hat man einen Plan und dann macht man etwas ganz anderes.” Die Frage: “Wer war zuerst da, das Ei oder das Huhn?“ wird hier allerdings nicht diskutiert. Hier geht es um Sinnvolleres.
Rund ums Ei
Bevor es aber so richtig losgeht, gibt es erst eine kleine Austausch-Runde am Lagerfeuer, natürlich ohne Feuer. Kleine Baumstumpen dienen dabei als Sitzgelegenheiten um die Feuerstelle herum. Es wird von zu Hause erzählt und auch über das letzte Treffen. Jessi beantwortet alle Fragen geduldig, die die Kinder auf dem Herzen haben. Zum Beispiel, ob die Kühe bei dem trockenen Wetter noch genug zum Fressen auf den Wiesen finden. Oder warum hängen im Kuhstall Ventilatoren? Die Kinder werden hier ernst genommen. Dann erklärt Jessi den Kindern, welches Thema sie für sie vorbereitet hat. Jessi hat ausgepustete Eier von verschiedenen Vogelarten mitgebracht. Für die Kinder heißt es nun zu erraten, von welchem Tier das Ei ist. Aus dem eigenen Stall hat Jessi ein ausgebrütetes Schwalbenei mitgebracht. Es ist winzig klein. Dann kommen ein Enten und ein Gänseei zum Vorschein. Zum Schluss auch noch ein Straußenei. Die Kinder sind wissbegierig und neugierig. Auch die Frage, wie ein Küken in das Ei kommt, haben sie schnell beantwortet. Manchmal sind sie beim Gucken ein wenig stürmisch. Da kann es auch mal vorkommen, dass etwas kaputt geht, aber das ist nicht so schlimm. Die Eier bleiben zum Glück heil.
Die Hühner von Kuhlerbü
Dann geht es zu den Hühnern. Da waren sie offensichtlich schon öfter. Die Hühner haben keinerlei Scheu vor den Kindern und kommen bei Betreten des Geheges schon angelaufen. Sie sind die “wilden Hühner” schon gewohnt und lassen sich auch auf den Arm nehmen und hin und her tragen. Ganz begierig sind die Hühner und auch die Ziegen auf die mitgebrachten Kartoffelschalen, Brot und Apfelstücke. Die Hühner wohnen in einem umgebauten Bauwagen und finden auch Unterschlupf in einem Hänger. Bevor die Ziegen ins Gehege gekommen sind, war der Habicht ein erfolgreicher Jäger. Doch seitdem die Ziegen im Gehege sind, bleibt er erfolglos. Bei den Kuhlbacher Fellnasen aus Lindlar waren es die beiden Hängebauch-Schweine, die die Hühner beschützt haben. Cool. Oder sollte ich lieber Kuhl sagen?
In dem Korb, wo vorher noch Kartoffelschalen, Brot und Äpfel lagen, landen nun geschwind die Eier, die die Kinder durch die Klappen am Hühnerwagen einsammeln. Diese werden dann im Hofladen verkauft. Doch nicht allen Hühnern gefällt es, „bestohlen“ zu werden. Schwupps wird sich eins wieder aus dem Korb geholt und zerbricht dabei. Eigentlich sollen die Hühner keine Eier fressen, um nicht auf den Geschmack zu kommen, aber das passiert nunmal bei dem Trubel.
Wir nehmen den Korb mal hoch, solange noch fleißig nach Eiern gesucht wird.
Die Kinder unter sich verstehen sich auch ganz gut. Zumindest hatten wir den Eindruck. Bis auf ein paar Meinungsverschiedenheiten, wie es die Ziegen am liebsten haben, gestreichelt zu werden, fühlen sie sich hier richtig frei. So jedenfalls war die Aussage einer der Kinder: “Man fühlt sich hier irgendwie so frei!” Das hört man doch gerne.
Nachdem nun alle Eier eingesammelt sind und Hühner und Ziegen gestreichelt wurden, geht es zurück zum Bauwagen.
Nun gibt es erst einmal etwas zu trinken und Kekse. Natürlich wird diese Gelegenheit von der Bande direkt ausgenutzt, um eine kleine Wasserschlacht anzufangen. Doch Jessi hat alles im Griff. Bevor es zu Streitereien kommt, werden sie alle wieder eingefangen. Es geht weiter mit Experimenten zum Thema Ei.
Experiment gelungen, Ei kaputt
Wie unterscheide ich ein gekochtes und ein rohes Ei? Oder woran kann man erkennen, ob ein Ei schlecht ist? Wie schwer ist eine Eierschale? Wie belastbar ist ein rohes Ei? Für das letzte Experiment hat Jessi sechs Eier in eine Eierkartonpalette gelegt. Darauf hat sie nun ein Buch gelegt. Die Eier halten. Auch beim zweiten, dritten und vierten Buch hält die Eierschale. Gespannt legen die Kinder ein Buch nach dem anderen auf das Eiersextett. Insgesamt 15 Bücher landen auf den rohen Eiern. Aber nichts ist passiert. Die Eier blieben ganz. Nun wird noch schnell das “schlechte” Ei auf der Straße entsorgt. Zum Glück stinkt es noch nicht.
Abenteuer Bauernhof
Bevor wir wieder fahren, zeigen uns die Kinder den Kuhstall und auch den Heuboden. Wir werden vor die Wahl gestellt, über die Straße zum Stall zu gehen oder uns abzuseilen. Natürlich entscheiden wir uns für das Abseilen, wie die Kinder auch. An einem Seil geht es eine steile Böschung hinab. Ruck Zuck sind die Kinder unten und am Stall. Dort werden Treckerralleys gefahren. Die Kühe scheint das nicht zu stören. Genüsslich kauen sie auf ihrem Heu rum. Im Stall und auf dem Heuboden wird gespielt, wenn es draußen regnet. Nun wollen wir uns aber auch den Heuboden anschauen, von dem die Kinder so begeistert sind. In den Ferien wird auf dem Heuboden ab und zu auch übernachtet. Als besondere Ferienaktion. Es geht durch den ehemaligen Ziegenstall, der Meckerecke, in den Obstgarten, wo wir auf zwei Schafe treffen. Über eine Leiter geht es auf den Heuboden. Die Kinder toben und tollen gerne im Stroh. Sie hangeln sich an dem Seil hoch und schwingen hin und her. Strohschlachten inklusive. Der Heuboden kam erst im letzten Herbst dazu.
Aktionstage auf Kuhlerbü
Neben der Jahresgruppe finden auch noch andere Aktionen auf dem Hof statt. Beim Oma- und Opa-Tag begleiten die Großeltern ihre Enkel auf den Hof. Bei Kindergeburtstagen kommt die Bauernhof-Ralley immer ganz gut an. Manche Kinder wünschen sich auch, dass etwas gebastelt wird. Auch das ist natürlich möglich. Dabei entstand zum Beispiel die süße Dosen-Biene, die als Insektenhotel dient.
Am 17.09. 2022 übernimmt Jessi die Kinderbetreuung auf dem Erntefest in Drolshagen. Wir sind uns sicher, dass sie sich was tolles für die Kinder überlegen wird. Für uns wird es nun Zeit zu gehen. Wir verabschieden uns von Jessi und den Kindern. Auf ihrem Aktionsplan steht noch das Eierlaufen an. Auf Kuhlerbü vergehen die Stunden viel zu schnell.
Weitere Infos:
Jessica Stracke
Am Kreuzberg 2
Drolshagen-Iseringhausen
02761 / 72709
0151 657 00 182
kuhlerbue@t-online.de
Instagram: kuhlerbue