Als Kind schon wollte Peter Schmidt Bauer werden. Oder Bergführer. Journalist stand auch noch auf der Berufswunschliste. Nein, er ist nicht gleich Bauer geworden. Die Umstände ließen Peter Schmidt aber zunächst einmal Wirtschaftsjournalist werden, doch seinen Traum Bauer zu werden, verlor er nie. Und wie es dann manchmal im Leben so ist, bot sich ihm die Gelegenheit dazu und er ergriff sie auch. Das war im Jahr 1992. Er zog mit seiner Frau Susanne aufs Land, genauer gesagt ins Oberbergische, wo er zunächst seinem Hauptberuf folgte, bevor er seiner Berufung als Bauer nachging.
Mit einem alten Fachwerkhaus und einer Streuobstwiese fing alles an
Peter zog nun mit seiner Susanne 1992 ins Oberbergische und nahm sich der Streuobstwiese der Nachbarin an. Schnell bemerkte er aber, dass das Mähen der Wiese um die Bäume drumherum sehr mühselig war und beschloss das Mähwerkzeug auszutauschen. Diese Arbeit sollten nun Schafe erledigen. Drei an der Zahl sollten fortan die Wiese mähen und natürlich auch düngen. Doch nicht irgendwelche Schafe sollten bei Peter und Susanne einziehen. Wetterfest und robust mussten Sie sein, denn richtige Stallungen gab es dato noch nicht. Das hieß, die Schafe mussten bei Wind und Wetter draußen auf der Streuobstwiese bleiben. Ein Witterungsschutz muss ihnen fürs erste reichen. Also zogen braune Bergschafe bei den Schmidts ein. Ein nicht nur wetterfestes und robustes Schaf, sondern auch noch eine vom Aussterben bedrohte Tierart, gehörte nun dazu. Zudem noch recht pflegeleicht, unempfindlich und ein guter Wolllieferant. Die ersten landwirtschaftlichen Anfänge waren getätigt. Als ein Schäfer aus der Nachbarschaft seinen Betrieb aufgab, übernahm Peter die Weideflächen und vergrößerte seinen Schafbestand. Wieder ein Stückchen näher vom Traum eines voll landwirtschaftlichen Betriebes.
Erst die Schafe, dann die Kühe
2006 kamen dann noch Rinder hinzu. Aber auch hier waren es keine “normalen” Rindviecher. Ebenfalls eine vom Aussterben bedrohte Tierart. Das rote Höhenvieh. Wie auch die Bergschafe, äußerst robust, können von Heu und Gras ernährt werden und benötigen kaum Kraftfutter. Dennoch liefern die Kühe Milch und wie auch der Bulle gutes, zartes Fleisch. Wobei die Milch von den Kühen auf dem Klosterhof nur für den Eigenverbrauch und für die Kälber ist. Einzig das Fleisch der Rinder wird verkauft und das auch nur an Käufer, die sich zuvor im Verteiler angemeldet haben.
Kein Hof ohne Hühner – So auch auf dem Klosterhof
Ein richtiger Bauernhof hat auch Hühner. Natürlich gibt es diese auch auf dem Klosterhof Bünghausen. Aber wie auch schon die Schafe und die Rinder sind es keine gewöhnlichen Hühner. Das sogenannte Zweinutzungshuhn – das Bressehuhn und später auch Mechelner Hühner – machten den Hof unsicher. Die Mechelner Hühner sind ebenfalls vom Aussterben bedroht und somit genau richtig auf dem Klosterhof, wo man nicht auf Masse setzt, sondern auf Klasse. Ja, wie der Name “Zweinutzungshuhn” schon sagt, legt das Huhn Eier und landet hin und wieder als Dank im Suppentopf. Es sind also keine reinen Legehühner und die Hähne keinesfalls nur schnöde Brathähnchen. Im Gegenteil. Das Mechelner Huhn ist auch ein Fleischhuhn. Die Hühner legen zwar weniger Eier als Legehennen, dafür schmecken Sie aber auch noch in der Suppe. Die Hühner sind in artgerechten Hühnerställen mit großem Auslauf untergebracht und sind ebenfalls ständig im Freien. Die Eier, die man hier kaufen kann, stammen tatsächlich von glücklichen Hühnern. Sie dürfen noch im Dreck nach Würmern picken, umherflattern und ganz Huhn oder Hahn sein. Hier gibt es kein Kükenschreddern. Die männlichen Küken werden bis zum vierten Monat aufgezogen und dann verkauft. Sie sind zwar nicht ganz so schwer wie Masthähnchen, aber dafür hat es mehr schmackhaftes Muskelfleisch.
Neu auf dem Hof sind die sogenannten “Triesdorfer”. Sie wurde aus alten Rassen gezüchtet und sind ebenfalls als “Zweinutzungshuhn” vorgesehen. Sie sollen schon mehr Eier legen als das Bressehuhn. Das Triesdorfer Huhn ist allerdings zunächst einmal als “Versuchsobjekt” auf dem Klosterhof eingezogen.
Alle Hühner leben in Verbänden von jeweils 80 Hühnern, damit sie sich untereinander auch wiedererkennen. Sie sind eher ruhig und sozialverträglich. Wir sehen bei unserem Besuch einen in Bodennähe befindlichen Draht ums Gehege gespannt. Nicht wegen der neugierigen Leute, die sich evtl. hier an den Eiern bedienen möchten. Der mit Strom untersetzte Draht soll tatsächlich den Hühnerklauenden Fuchs fernhalten. Nun ja, wenns der Fachmann sagt wird es wohl stimmen. Netze über Teilen des Geheges, unter die sich die Hühner zurückziehen können, verhindern Attacken vom Habicht. Aber die Hühner finden in den Gehegen auch immer noch genügend Unterschlupfmöglichkeiten, um sich vor Luftangriffen zu schützen.
Tierwohl und ökologische Landwirtschaft stehen an erster Stelle auf dem Klosterhof
Der Klosterhof ist vor allem auch ein “Archehof”, denn neben den alten Schaf-, Rinder- und Hühnerrassen beherbergt der Klosterhof auch Abtenauer-Noriker Pferde. Ebenfalls eine seltene Tierrasse, zumindest in unseren Gefilden. Der Abtenauer kommt ursprünglich aus Österreich und wird auch hauptsächlich in Österreich gezüchtet. Ehemals als trittsicheres, ausgeglichenes Kaltblut für die Arbeit gezüchtet, erfreut sich der Noriker gerade wegen seiner Gelassenheit auch als optimales Freizeitpferd. Eigentlich wurden diese zwei hübschen Stuten angeschafft, um ggf. bei Rückearbeiten im Wald zu helfen. Doch der Bedarf an Rückepferden war nicht gerade sehr gefragt. Also werden auch Princess und Sissy eher als Freizeitpferd genutzt. Die angedachte Zucht mit den sanften Kaltblütern lässt sich aus wirtschaftlichen Gründen leider nicht realisieren. An den ruhigen “Riesen” erfreuen sich nun auch die Besucherkinder, wenn sie die beiden “Großen” striegeln und bürsten dürfen. Auch wenn der Einsatz der beiden Stuten anders verlaufen ist als geplant, bleiben sie natürlich auf dem Klosterhof. Sie tragen dazu bei und leisten wertvolle Arbeit bei der Arbeit mit den Kindern.
Schweine allerdings gibt es auf dem Klosterhof nicht. Die Tiere vom Klosterhof werden überwiegend von Gras und Heu ernährt. Für Peter Schmidt ist die Landwirtschaft mehr als nur Lebensmittelbeschaffung. Er und seine Susanne leben im Einklang mit der Natur. Respektieren und bewahren die Natur so gut es eben geht. “Landwirtschaft ist ein soziales Element”. Deswegen werden die Tiere auch so schonend wie möglich geschlachtet. Wenn es irgend geht, werden sie in ihrer gewohnten Umgebung, auf dem Hof, so stressfrei wie möglich geschlachtet. Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die Tiere überhaupt geschlachtet werden, wenn der Herr Schmidt ja so tierfreundlich ist. Ganz einfach, weil Peter und Susanne nicht nur von Luft und Liebe leben können. Die Landwirtschaft trägt sich zwar von selbst, aber allein davon zu leben reicht nicht aus. Es gibt kein besseres Fleisch, keine besseren Eier und keine bessere Milch als das, wo man weiß, wo es herkommt und was das Tier zu fressen bekommen hat. Als Tierfreund muss man ja nicht automatisch Vegetarier sein.
Peter Schmidt ist Vorstandsmitglied im Biokreis auf NRW-Ebene (Biokreis- und Demonstrationsbetrieb für den ökologischen Landbau). Auf seinem Hof werden die strengen Bio-Richtlinien rigoros eingehalten. Seine Produkte stehen für gesunde und hochwertige Nahrungsmittel.
Kind trifft Tier – Erlebnisbauernhof Klosterhof Bünghausen
Der kleine Haupterwerbsbetrieb von 23 Hektar ist allerdings auch zu klein, um davon zu leben. Deswegen bieten Peter Schmidt und Susanne neben dem Verkauf von Fleisch, Eiern, Fellen und Wolle auch noch ein pädagogisches Programm für Kinder an. Eigens dafür hat Susanne eine Schulung zur Bauernhof-Erlebnispädagogin mit Auszeichnung gemacht. Auf dem Hof lernen Kinder zwischen 6-12 Jahren, ob mit oder ohne Behinderung, den Umgang mit Tieren. Die Kinder lernen Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Beim Füttern der Tiere darf natürlich das Kuscheln mit den Schafen nicht fehlen. Vor den Hühnern müssen einige Kinder erst einmal ihre Angst verlieren. Das Einsammeln der Eier ist neben dem Kuscheln natürlich ein weiteres Highlight für die Kinder. Wer beim Ausmisten nicht mithelfen möchte, schaut eben nur zu. Das ist auch in Ordnung. Es wird schließlich keiner gezwungen etwas zu machen, was er nicht möchte. Aber selbst der Schüchternste taut nach ein paar Tagen auf. Der Klosterhof arbeitet eng mit den Schulen zusammen und möchte gerade behinderten und coronageschädigten Kindern die Möglichkeit geben auf Tuchfühlung mit den Tieren und der Natur zu gehen. Es gibt viel zu entdecken auf dem Klosterhof. Wir selber waren bei unserem Besuch auf dem Klosterhof Augenzeugen einer Lammgeburt von Zwillingslämmern. Für mich ein Wunder der Natur, für meine Kollegin eher eklig. Ich muss zugeben, wenn ich darüber nachdenke, dass diese beiden soeben geborenen Lämmer dann zu Ostern bei manch einem auf dem Tisch landen, kommt bei mir gerade keine Freude auf. Aber so ist das Leben. Nicht jedes Tier kann auf dem Klosterhof bleiben. So hat der Klimawandel und die damit verbundene Trockenheit 2020 auch dazu geführt, dass der Schafbestand reduziert werden musste. Futter musste zugekauft werden. Die Corona Krise kam noch dazu und hat ebenfalls ihres dazu beigetragen. Gut, dass es den 2019 gegründeten Förderverein “Freundeskreis Klosterhof Bünghausen e.V.” gibt. Mit den Fördergeldern können sowohl Futter als auch das Freizeitangebot für Kinder aus sozial schwachen Familien bezahlt werden. Auch eine zusätzliche geschulte pädagogisch-landwirtschaftliche Kraft soll mit den Fördergeldern eingestellt werden.
“Ku(h)ltur” im Kuhstall
Der Klosterhof ist aber nicht nur ein Erlebnisbauernhof für Kinder. Mit diversen Veranstaltungen wie “Kultur im Kuhstall” und Kursen wie z.B. “Einführung in die Hühnerhaltung” können auch Erwachsene noch was dazulernen.
Alles in Allem war unser Besuch auf dem Klosterhof sozusagen auch ein Erlebnis. Wir durften, wie schon erwähnt, die Geburt von Zwillingslämmern miterleben. Durften Peter dabei zusehen, wie er das zweit geborene Lamm heldenhaft und blitzschnell rettete, nachdem es leblos, so schien es uns zumindest, am Boden lag. Geistesgegenwärtig kletterte er in den Pferch und befreite Mund und Nase des Lammes vom Schleim und wartete solange bis Mama-Schaf ihr Kind säuberte. Wir durften die ersten wackligen Aufstehversuche miterleben. Doch die erste Stunde sollte Mutter und Kind gehören. Erst wenn die Bindung zur Mutter aufgebaut ist, tasten Peter und Susanne das Euter des Muttertieres ab, um zu schauen ob alles in Ordnung ist. Beim Umsetzen eines anderen Mutterschafes mit ihrem Lamm, welches einen Tag zuvor geboren war, achtet Peter sehr genau darauf, dass er die Nabelschnur des Lammes nicht berührt, um eine mögliche Verkeimung zu vermeiden. Dabei trägt er das Lamm, an den Hinterbeinen hochgenommen, weit weg von seinem Körper haltend, in den neuen Pferch. Für das ungeübte Auge sieht das mehr als befremdlich aus. Für das Lamm ist das unter Umständen lebenswichtig. Peter erzählt uns noch, dass die Lämmer dieses Jahr einen Monat früher dran sind als normal. Und dass wir Glück gehabt hätten, denn Schafe lammen überwiegend in der Nacht. Ab und zu kommt es aber doch vor, dass das eine oder andere Schaf wartet, bis jemand im Stall ist.
Auch der Gang zu den Hühnern war, gerade zu dieser Jahreszeit im Februar, äußerst abenteuerlich. Real Life auf dem Klosterhof Bünghausen. Matschig und vor allem rutschig geht es zu den Hühnern. Selbst geübte Matschläufer sollen hier schon auf dem Hosenboden gelandet sein. Wir müssen aufpassen, dass unsere Schuhe nicht im Matsch stecken bleiben. Eigentlich sind Gummistiefel und Matschhosen hier angesagt. Darauf waren auch wir nicht vorbereitet. Der Winter 2021/2022 war jedenfalls nicht zu trocken.
Auf unserem Heimweg schauen wir uns noch den kürzlich erst angeschafften Verkaufsautomaten etwas genauer an. Es befinden sich ausschließlich biozertifizierte Produkte aus ausgewählten Produktionen im Automaten. So kommen zum Beispiel die Milch und Milchprodukte aus der Monschauer Bauernmolkerei GmbH. Neben den Milchprodukten bekommen Sie aber auch verschiedene Brotaufstriche, Nudeln und Pastasaucen, Nüsse und Honig. In einem anderen Automaten werden handgefertigte Dekoartikel verkauft. Diese stammen von kleinen und großen Künstlern aus der Nachbarschaft. Ebenso können Sie hier das Buch vom Klosterbauer “Bauernhof im Schwitzkasten” erwerben. Einmal Journalist, immer Journalist. Auch wenn Peter Schmidt vom Journalist zum Klosterbauer gewechselt hat, bleibt die Leidenschaft fürs Schreiben dennoch. Das Buch können Sie aber auch online kaufen.
Fleisch, Wurstwaren, Eier, Felle und Wolle der Bergschafe vom Klosterhof Bünghausen werden allerdings nicht im Verkaufsautomaten angeboten. Wenn Sie Fleisch vom Klosterhof erwerben möchten, müssen Sie sich in einem Mailverteiler eintragen lassen. Zu gegebenem Anlass werden Sie benachrichtigt, wann es das Fleisch zu kaufen gibt. Eier, Wolle, Felle und weitere Produkte werden vom Haus aus verkauft. Die Produkte gibt es nicht im Supermarkt zu kaufen.
Haben Sie einen oder mehrere Hunde? Für die bleibt nach der Schlachtung auch noch was übrig. So ein leckerer gefüllter Blättermagen ist doch ein Festmahl für Ihren Liebling oder nicht? Wenn auch Sie in Zukunft wissen möchten wo Ihr Fleisch herkommt melden Sie sich doch einfach im Verteiler an.
Weitere Infos zum Klosterhof Bünghausen erhalten Sie hier: https://www.klosterbauer.de/
Möchten auch Sie zum Erhalt des Klosterhofs beitragen, übernehmen Sie doch eine Tierpatenschaft oder treten dem Verein „Freundeskreis Klosterhof Bünghausen e.V.“ bei.
Adresse:
Klosterhof Bünghausen / Peter Schmidt und Susanne Schulte
Hömelstraße 12
51645 Gummersbach
Hier ein paar Bilder von den Tieren