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Unser Wald – Schon mal im Wald gebadet?

Waldbaden

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Waldbaden – was bedeutet das? Reaktionen wie: “Ist das eine neue Modeerscheinung?” “Was ist das denn wieder fürn “Mist”. Umarmt man da Bäume? Ist das was Esoterisches? “Ich gehe täglich mit meinem Hund in den Wald. Nennt man das nun neuerdings Waldbaden?” “Was kann dieses Waldbaden denn?” “Muss man da Bäume umarmen?” Viele stehen dem Waldbaden skeptisch gegenüber und ziehen das ganze ins Lächerliche.

Wir in der Redaktion haben uns mal mit dem Thema auseinandergesetzt. Wo kommt die Bedeutung her und was ist das nun genau, dieses Waldbaden?

Woher kommt der Begriff Waldbaden?

Der Begriff Waldbaden kommt ursprünglich aus dem japanischen. Das “Shinrin Yoku” wie es im japanischen heißt, ist in Japan bereits seit langem eine anerkannte Stress-Management-Methode. Übersetzt heißt es “Baden in der Waldluft”. Mit anderen Worten sollen wir dabei in die Waldluft, in die Natur eintauchen.

Ihre Anfänge hatte das Shinrin Yoku in den 1980ern. Dabei geht es nicht darum so lange wie möglich durch den Wald zu rennen, sondern eher das bewusste Erleben des Waldes. Der Aufenthalt im Wald alleine reicht schon. Es ist eine Art Aromatherapie. Jeder kennt den Geruch von Fichtennadeln beispielsweise in einem Schaumbad oder in der Sauna und auch zur Weihnachtszeit, wenn der Weihnachtsbaum seinen Geruch in der warmen Stube verbreitet. Dieses bewusst im Wald zu erleben, wenn auch noch der Geruch von Moos, Sträuchern und Erde hinzukommt, kann Stress abbauen und Glückshormone freisetzen. Das Immunsystem wird dabei ebenfalls gestärkt. Dabei geht es, wie schon erwähnt, nicht darum sich im Wald körperlich zu verausgaben. Auch ein gemütlicher Spaziergang durch den Wald gehört beispielsweise schon zur Natur-Therapie und hat einen positiven Effekt auf Körper und Geist.

Bereits vor 2500 Jahren sah Cyros der Große die Notwendigkeit, die menschliche Gesundheit zu verbessern. Die Menschen sollten zur “Ruhe” kommen. Er erschuf einen Garten mitten in der Stadt, in dem sich die Menschen an den Pflanzen erfreuen und sich erholen sollten. Paracelsus Zitat: “Die Kunst des Heilens kommt von der Natur, nicht vom Arzt”. Lateinisch. Medicus curat, natura sanat bedeutet „Der Arzt behandelt, die Natur heilt“. Nicht umsonst bestehen viele Heilmittel mitunter aus Heilpflanzen. Das Shinrin Yoku, zu Deutsch Waldbaden beruht also auf einer im Jahr 1990 in Japan angefangenen Studie über die psychologischen Auswirkungen und dauert bis heute an.

Studien zufolge kann bereits ein 120 minütiger Aufenthalt im Wald und in der Natur den Gesundheitszustand und das Wohlsein signifikant verbessern. Das Wandern durch den Wald (Waldbaden) beruhigt die Nerven.

 

Der Wald – Doktor unserer Seele

Die Naturtherapie und insbesondere das Shinrin-Yoku kann also das Immun-, Herz-Kreislauf- und das Atemsystem deutlich verbessern. Genauso kann das Waldbaden den Blutdruck senken, Aggressionen reduzieren, Beziehungsfähigkeiten verbessern, Depressionen lindern und vieles mehr. Nicht zu verschweigen den für uns Menschen unverzichtbaren Vitamin D3-Spiegel aufrecht zu erhalten. Denn auch ein zu geringer Vitamin D3 Spiegel führt zu etlichen Erkrankungen.

Im Prinzip sagt uns das ja jeder Arzt. Egal mit welchen Problemchen wir zu ihm kommen. “Bewegen Sie sich viel an der frischen Luft”. Wir Menschen selber fahren ja liebend gerne in die Berge und an die See um “Kraft zu tanken”. Eigentlich ganz einfach. Wenn wir nicht im Allgemeinen so faul wären und lieber auf der Couch liegen würden, als ganz einfach mal nur raus zu gehen. Laut der Theorie müsste ja auch schon der Aufenthalt im Garten den gewünschten Effekt bringen. Mir persönlich geht es auch so. Komme ich aus dem Garten habe ich gleich viel bessere Laune. Aber nicht nur die Bäume und Pflanzen bringen die Ruhe, die wir in unserem gestressten Alltag so bitter nötig haben, auch der Gesang der Vögel, das Gurren der Tauben, das Klopfen eines Spechts oder das Rufen einer Eule bringen uns wieder runter. Genauso wie die Sonnenstrahlen, die durch die Äste der Bäume scheinen, die Farben des Waldes zu den Jahreszeiten und das Blau des Himmels tragen dazu bei. Das Schöne daran ist doch, dass es nicht viel kostet.

Wie gut, dass wir hier auf dem Land dafür nicht weit reisen müssen, denn die Natur liegt fast vor unserer Haustür! Gönnen Sie sich mal eine Auszeit in der Natur, eine Therapiestunde bei Doktor Wald. Weit weg von Lärm und Trubel einfach nur mit allen Sinnen die Umgebung in sich aufnehmen. Ohne Stöpsel im Ohr und ohne Handy vor der Nase. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken: Spuren von Hunden, Vögeln oder anderen Tieren, verschiedene Blumen und Moose. Atmen Sie bewusst – der Wald riecht anders als die Stadt. In der Wärme des Sommers riecht es anders als im Frühjahr. Spüren Sie, wie unterschiedlich sich die Rinde der Bäume anfühlt. Oder den Unterschied von Waldboden zur Teerstraße. Hören Sie den Bach plätschern und die Bäume rauschen. Und schmecken kann man die Natur ebenfalls. Der Tisch ist reich gedeckt. im Herbst kann man bei einem Spaziergang durch den Wald Brombeeren oder Waldbeeren naschen. Bei einem langen Spaziergang im Wald kommen Geist und Seele zur Ruhe, das wusste auch Goethe. Der Wald ist Wellness- und Fitnessprogramm.

Nun ist das auf dem Land vielleicht nichts Besonderes. Viele Wanderwege führen durch den Wald. Die meisten rennen aber durch den Wald ohne zu wissen wie wertvoll dieser doch für uns ist. Er ist etwas Alltägliches was einfach da ist. Für viele “Holz-Landwirte” sozusagen das tägliche Brot. Gerade auch jetzt in der Borkenkäfer Plage kann kaum einer den Wald genießen. Gefühlt sind zur Zeit alle Fichten braun. Unendlich viele Bäume müssen abgeholzt werden. Für viele Tiere und Pflanzen verschwindet so ein wertvoller Lebensraum. Ein wertvoller Platz auch für unsere Gesundheit. Denn Bäume bedeuten Leben. Sie bringen uns den überwiegenden Teil des Sauerstoffs den wir zum Überleben brauchen. Umso trauriger, dass es tatsächlich noch “Umwelt Säue” gibt, die ständig ihren Müll im Wald ablassen müssen.

Waldbaden in Gruppen ist für viele natürlich viel schöner als alleine. Doch kann man sich dann auf das wesentliche, die Ruhe konzentrieren? Vielleicht sollten wir uns doch lieber alle einen Hund anschaffen. Mit einem treuen Gefährten an seiner Seite kann man die Stille und Ruhe richtig schön genießen. Atmen Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang durch den Wald tief ein, so, wie Sie es auch am Meer machen würden um das Salz auf den Lippen zu schmecken und die raue Luft auf der Haut zu spüren. Wir hier im Oberbergischen und im Sauerland haben doch die besten Voraussetzungen für das Waldbaden. Und stressgeplagte Städter sind natürlich herzlich eingeladen zum Waldbaden. Wenn die Corona Krise, Ausgangssperre und Quarantänen irgendwann ein Ende hat, können wir die Natur wieder so richtig genießen. Denn die Natur macht keinen Halt vor dem Corona Virus.

Gedichte

Doktor Wald
„Im Walde möchte ich leben
Zur heißen Sommerszeit!
Der Wald, der kann uns geben,
Viel Lust und Fröhlichkeit.
In seine kühlen Schatten
Winkt jeder Zweig und Ast;
Das Blümchen auf den Matten
Nickt mir: komm, lieber Gast!
Wie sich die Vögel schwingen
Im hellen Morgenglanz!
Und Reh und Hirsche springen
So lustig wie zum Tanz.
Von jedem Zweig und Reise
Hör nur, wie’s lieblich schallt!
Sie singen laut und leise:
Kommt, kommt in grünen Wald!“
Hoffmann von Fallersleben, 1798-1874

Über allen Gipfeln
Ist Ruh‘,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
Johann Wolfgang von Goethe

Text: Alexandra Rüsche/Gunild Schüttler

Fotos: Alexandra Rüsche

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Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist die Herausgeberin der LandMOMENTE und verantwortet den Inhalt dieser Publikation. Geboren in Oberberg. Gelebt in Oberberg und Sauerland. Sie möchte - zusammen mit ihrem Redaktionsteam - gerne die schönen Seiten ihrer Heimat vorstellen. Für Impulse ist sie in der Gummersbacher Redaktion unter ihrer Durchwahl: +49-2261-9989887, oder per Mail: a.ruesche@arkm.de für ihre Leser erreichbar.

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