Obwohl es im Sauerland zahlreiche Naturparks gibt, kommen auch hier die Honigbienen nicht ohne die Unterstützung der Menschen aus. Es sind durchaus nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, bei denen ein Umdenken erforderlich ist. Die fleißigen Bienchen, die das „flüssige Gold von Mutter Natur“ produzieren, nutzen sogar kleinste Fleckchen, auf denen Pflanzen wachsen, von denen sie den Nektar oder den Honigtau absammeln können.
Englischer Rasen ist zwar schön, aber für die Bienen ist er nutzlos
Wer durch Eigenheimsiedlungen schlendert, trifft immer wieder auf Vorgärten, in denen sich auf den Millimeter genau geschnittene Grashalme finden, die wie die perfekt geordneten Fasern eines Teppichs wirken. Das sieht zwar hübsch und gepflegt aus, bringt aber den Bienen und den anderen nützlichen Insekten keinen Nutzen. Grundstücksbesitzer, die auf den englischen Rasen nicht verzichten möchten, sollten für einen Ausgleich sorgen. Es findet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit hinter dem Haus ein Fleckchen, das sich für die Anlage einer Bienenweide eignet. Der Aufwand für ein solches Beet ist nicht hoch, denn nach dem Durchhacken braucht nur ein spezieller Bienenweidesamen verstreut zu werden. Er ist in kostengünstigen Großpackungen im Fachhandel für Imkereibedarf zu haben. Dort dürfen nicht nur Imkereien bestellen, sondern der Zugang zu den Artikeln steht allen interessierten Menschen offen.
Feldränder brauchen keine „abgeschnittenen“ Kanten!
Wer an die 1960er und 1970er Jahre erinnert, dürfte das Bild von „krummen“ Feldrändern vor Augen haben. Zum typischen Bild gehörten auch Großmütter mit ihren Enkeln oder ganze Familien, die dort Kamille und Schafgarbe oder andere Kräuter sammelten. Von einer solchen Idylle ist heutzutage nichts mehr zu sehen. Ursachen dafür sind nicht die ständige Verfügbarkeit in den Supermärkten und die fehlende Zeit vieler Menschen. Vielmehr ist die Industrialisierung der Landwirtschaft daran schuld. Hinzu kommt der Kostendruck, der wiederum nicht ohne eine maximale Effizienz geschultert werden kann. Im 21. Jahrhundert sorgen linealgerade Feldränder und GPS-Steuerungen für Landmaschinen dafür, dass es entlang der Felder keinen Platz mehr für wilde Kräuter gibt. Satellitenbilder beweisen zudem, dass sich die Menge der überhaupt vorhandenen Feldwege in den letzten Jahrzehnten drastisch verringert hat. Das heißt, der Effizienzdruck der Landwirtschaft nimmt den Honigbienen einen Teil ihrer Existenzgrundlage.
Bienenweidesamen aus dem Imkereibedarf wird immer begehrter
Aus dem Wegfall der Feldränder mit Wildkräutern ergibt sich für einen erheblichen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe ein zurückwirkendes Dilemma. Bleiben die Honigbienen als Bestäuberinsekten weg, fallen die Ernten der Obst- und Gemüsebauern auch dann mager aus, wenn es im Sommer keine Dürreperioden gibt und nicht (wie im Frühjahr 2024) späte Fröste für Pflanzenschäden sorgen. Glücklicherweise erkennen immer mehr Menschen dieses Problem und möchten einen Beitrag zur Honigproduktion in den deutschen Imkereien leisten. Das zeigen die steigende Nachfrage nach Bienenweidesamen im Fachhandel für Imkereibedarf sowie die immer schneller leeren Regalfächer mit solchen Produkten in den Supermärkten. Anmerkung am Rande: Der Bienenweidesamen kann auch im Mai und Juni noch erfolgreich ausgebracht werden.
Auch Stadtmenschen können und müssen Bienen helfen!
Die Bedeutung der innerstädtischen Grünflächen wird häufig stark unterschätzt. Sie sind einerseits wichtig, um die Zahl der als Bestäuberinsekten verfügbaren Honigbienen stabil zu halten. Immer mehr Kommunen in Deutschland dürfen sich über die Ansiedelung von Stadtimkereien freuen. Die dort lebenden Bienen holen den Nektar für das „flüssige Gold“ (neben öffentlichen Grünflächen) beispielsweise von Pflanzen in Blumenkübeln auf Dachterrassen und in Kästen an Balkonen sowie von begrünten Dächern. Diese Bepflanzungen leisten einen Beitrag zur einheimischen Honigproduktion. Andererseits tragen sie durch die Speicherfunktion der dort verwendeten Erde sowie der Pflanzgranulate zum Hochwasserschutz bei. Hinzu kommt die Tatsache, dass jede Pflanze durch die Verdunstung an heißen Sommertagen zu einer natürlichen Kühlung der besonders hitzebelasteten Stadtgebiete beiträgt. Bienenfreundliche Bepflanzungen sind multifunktional und sollten deshalb überall dort eingesetzt werden, wo es technisch und optisch möglich ist.